Altes Kulturgut auf Kreta bewahren
Kreta und Olivenbäume – das gehört zusammen wie Topf und Deckel, Bonnie und Clyde, Licht und Schatten… Und genauso ambivalent wie Licht und Schatten ist die Geschichte der Olivenbäume auf Kreta – einerseits sind sie geliebtes Kulturgut, andererseits sind sie durch Abholzung bedroht. Die Geschichte der Olivenbäume auf Kreta reicht 3.000 bis 5.000 Jahre zurück. So alt wird der vermutlich älteste Olivenbaum der Welt geschätzt, der im kleinen Örtchen Ano Vouves im Westen von Kreta steht.
Skurril sehen sie oft aus, die alten knorrigen Olivenbäume mit rissiger Rinde: die Stämme voller Löcher, Vertiefungen und mehrfach um die eigene Achse verdreht und verschlungen. Sonne, Steine, Trockenheit, Ruhe und Einsamkeit – glaubt man einer alten Bauernregel, sind das die fünf Voraussetzungen, die ein Olivenbaum für seine Entwicklung benötigt. Doch die Bäume brauchen extrem viel Zeit zum Wachsen – ein Zentimeter Stammumfang nimmt ein Olivenbaum im Jahr ungefähr zu. Die ersten fünf bis sieben Jahre seines Lebens entwickelt er sich, ohne Früchte zu tragen. Zwischen seinem siebten und zwanzigsten Lebensjahr wächst er beständig und bringt die ersten Ernten. Erst im Alter von 35 Jahren hat sich ein Olivenbaum dann vollständig entwickelt und trägt für Hunderte Jahre regelmäßig Früchte. Wer junge Olivenbäume pflanzt, macht das also nicht für sich, sondern für seine Kinder und Enkelkinder, denn Olivenbäume sind nichts, womit sich schnelles Geld verdienen lässt.
Superfood für den Körper
Flora und Fauna in der Mittelmeerregion sind bunt und vielfältig – über 1.000 unterschiedliche Sorten von Olivenbäumen wachsen hier. Die Bäume haben sich an Klima und Bodenbeschaffenheit angepasst – manche Sorten wachsen nur in einigen Dörfern. Aus ihren Früchten wird das zunehmend beliebte Olivenöl hergestellt, das auch in Deutschland aus der Küche nicht mehr wegzudenken und zum Inbegriff mediterraner Küche geworden. Im Salat, an gegrilltem Gemüse oder „pur“ zum Dippen mit knusprigem Brot – das „flüssige Gold“ ist Ausdruck einer Lebensart und gleichzeitig Inbegriff für gesunde Ernährung.
Doch woran liegt das? Olivenöl zeichnet sich im Vergleich zu vielen anderen Pflanzenölen dadurch aus, dass es viel Ölsäure enthält. Diese einfach ungesättigte Fettsäure soll Studien zufolge antientzündlich wirken, das Wachstum von Tumorzellen hemmen, das Immunsystem stärken und sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken. Doch nicht nur innerlich hat Olivenöl eine positive Wirkung auf den menschlichen Organismus. Es hat auch den Weg in die Kosmetikindustrie gefunden.
Powerwirkstoffe für die Haut
Und das, obwohl pflanzliche Öle deutlich komplizierter zu verarbeiten sind als Silikon- oder Paraffinöle. Dazu kommen der Eigengeruch des Olivenöls und die Gefahr, dass es ranzig werden kann. Doch diese Herausforderungen können seinen Siegeszug als Kosmetik-Talent nicht stoppen. Ganze Pflegeserien sind mittlerweile auf der Basis von Olivenöl entstanden, denn die Anteile an natürlichem Vitamin E und phenolischen Verbindungen haben eine hohe antioxidative Wirkung.
Kaum jemand weiß, dass auch die Blätter des Olivenbaums einen Anti-Aging-Stoff in sich tragen, dem die Bäume ihre Langlebigkeit verdanken: der Bitterstoff Oleuropein. Er ist zwar in allen Bestandteilen des Olivenbaums zu finden, tritt aber in den Blättern hoch konzentriert auf. Als Tee oder in Kapselform eingenommen schätzt man ihn unter anderem zur Stärkung des Immunsystems, bei Bluthochdruck, Schlafstörungen oder Nervosität.
Der Schutz des Kulturguts
Alte Olivenbäume sind kostbar – deshalb haben es sich Karl Röske und seine Frau Tina auf Kreta zur Aufgabe gemacht, sie zu schützen und „das wahre Kreta, die Natur, deren Pflanzenvielfalt und wertvollen Inhaltsstoffe des Wohlbefindens, die Geschichte und die Kultur zu präsentieren“, wie sie auf ihrer Website Cretan Aenaon erklären. „Wir haben erkannt, dass man diese Olivenbäume aus vielen Gründen schützen und erhalten muss, für unsere Kinder und Kindeskinder.
Es ist nicht nur ein griechisches Erbe, sondern ein natürliches Kulturgut, was uns alle angeht.“ Die beiden Deutschen leben seit vielen Jahren auf Kreta und sind mit dem Land und der Kultur eng verbunden. Eine zentrale Bedrohung alter Olivenbäume ist die illegale Abholzung – sei es, weil das Holz für touristische Souvenirs oder als Brennholz genutzt wird oder eine neue Straße gebaut werden soll. Alte Bäume werden auch komplett ausgegraben und ins Ausland verkauft. Gartenbaubetriebe wissen meist gar nicht, dass sie einen illegalen Baum erworben haben, denn Liefer- und Zollpapiere werden im großen Stil gefälscht. Das Team von Cretan Aenaon legt alten Bäumen deshalb Fußfesseln an – so kann jederzeit überprüft werden, ob sich der Baum noch an seinem Standort befindet. Außerdem kaufen sie alte Bäume auf, die Bauern legal fällen dürften, um junge Bäume in Reihe anzupflanzen. Wollen Bauern ihre alten Bäume erhalten, unterstützt Cretan Aenaon bei der Wasserversorgung in den Olivenhainen.
Schutz der Olivenbäume ist nachhaltiger Klimaschutz
Auch im Kampf gegen die Erderwärmung spielen die Olivenbäume auf Kreta eine wichtige Rolle: Sie nehmen große Mengen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre auf. Junge Olivenbäume wachsen auf Kreta aufgrund des optimalen Klimas besonders schnell und können so schon bald große Mengen Kohlenstoffdioxid aufnehmen. Da die Olivenbäume das ganze Jahr hindurch ihre Blätter behalten, filtern sie 365 Tage im Jahr Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Mit ihrem Cretan-Lazarus-Projekt – der Aufforstung der Olivenhaine mit jungen Stecklingen – leisten Karl und Tina Röske einen großen Beitrag zum Klimaschutz.
Olivenbaumpatenschaften finanzieren Schutzprojekt
Wer das Projekt finanziell unterstützen möchte, kann Patenschaften für Olivenbäume erwerben und befindet sich damit in bester Gesellschaft: Zahlreiche Prominente wie Arnold Schwarzenegger, Starkoch Alfons Schuhbeck, Schauspielerin Christiane Paul oder Filmregisseur und Drehbuchautor Fatih Akin unterstützen bereits die Aktion. Eine „kleine Baumpatenschaft“ gibt es für 89 Euro im Jahr. Dafür erhält der Pate eine Urkunde, ein Holzschild mit seinem Namen am Patenbaum auf Kreta inklusive dessen GPS-Daten, zwei Flaschen Olivenöl sowie drei Olivenölseifen. Bei der „großen Baumpatenschaft“ für 129 Euro sind außer der Urkunde und dem Holzschild am Baum vier Flaschen Olivenöl, ein Pflegeset aus Olivenölprodukten für Haut und Haar auch Olivenbaumblätter zur Teezubereitung im Paket enthalten. Auch die Patenschaft eines jungen Baumes einer alten Sorte ist möglich. Das Bäumchen kann persönlich auf Kreta gepflanzt werden und bleibt sein Leben lang an diesem Ort. Unter dem Hashtag #ichbineinhüter finden die Olivenbaumpaten auf Instagram zusammen.
Jean René Kaste, Geschäftsführer der renommierten Maklerfirma Kaste Immobilien und Experte für die individuelle Vermittlung von Immobilien auf Kreta, hat sich mit seiner Familie von dieser nachhaltigen Idee anstecken lassen: „Wir haben mit unseren Kindern entschieden, eine Patenschaft für einen jungen Olivenbaum abzuschließen. Uns gefällt der Gedanke der Nachhaltigkeit – jetzt etwas zu unterstützen, was über viele Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte Bestand haben wird. Wir hoffen, dass wir unser Bäumchen noch viele Jahre mit unseren Kindern und vielleicht sogar Enkeln besuchen und sein Wachstum begleiten können.“
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Kommentieren →[…] Auberginen, Avocados und Kartoffeln angebaut. Das Landschaftsbild ist außerdem geprägt von den alten Olivenbäumen, deren Früchte die Grundlage für Olivenöl bilden. Die regionale Vielfalt an Obst und Gemüse […]