Nach der Finanzkrise hat sich die Situation seit 2018 erheblich verbessert. Griechenland steht dank der vielen Umstrukturierungen wieder auf eigenen Beinen. Ein neues, solideres Gesundheitssystem durfte heranwachsen, welches nicht nur Griechenlands Bevölkerung, sondern auch den Residenten das Leben in Griechenland erheblich erleichtert.
Wie ist das System in Griechenland allgemein aufgebaut?
Innerhalb Griechenlands leben etwa 10,5 Millionen Menschen. Über 55.000 Ärzte bedienen den „Markt“. Im großen EU-Vergleich nimmt Griechenland momentan eine recht hohe Position ein, was sich in einem guten medizinischen Standard äußert. Trotz allem dürfen wir nicht vergessen, dass dieses neue, für Griechenland nun wahrhaft heil versprechende Gesundheitssystem, noch in den Kinderschuhen steckt. Hinzu kommt, dass viele Ärzte zu der Gruppe der privat niedergelassenen Fachärzte zählt. Planstellen in öffentlichen Krankenhäusern werden hingegen sichtlich vernachlässigt.
Der Hintergrund: Griechische Mediziner genießen im Land eine hohe Entscheidungsfreiheit. Dies bedeutet, dass sie sich überlegen dürfen, ob sie sich freiwillig dem öffentlichen Gesundheitssystem zuwenden oder sich vielleicht doch lieber privat niederlassen möchten. Wobei wir wieder bei der Kostenfrage wären, denn ein Patient, der einen privat agierenden Arzt in Griechenland aufsucht, muss leider in die eigene Tasche greifen, wenn er medizinische Hilfe erfahren will.
Ein Pluspunkt: Seit der finanziellen Stabilisierung Griechenlands können Touristen, ebenso wie Einheimische sich wieder kostenfrei (wird von der einheitlichen Krankenkasse übernommen) der staatlichen medizinischen Versorgung zuwenden. Alleine diese Tatsache stimmt hoffnungsfroh!
Der detaillierte Aufbau des griechischen Gesundheitssystems
Just im Januar 2017 schlossen sich die vielen kleinen bis mittleren Sozialversicherungsträger zur staatlichen Sozialversicherung Griechenlands „EFKA“ zusammen. Die EFKA bestimmt, dass Selbstständige, aber auch Landwirte, Seeleute, Beamte sowie Angestellte und selbstredend ihre Arbeitgeber sich fortan verpflichten, in das neue System einen bestimmten Mindestbeitrag einzuzahlen. Wer der Einzahlung regelmäßig nachkommt, erhält automatisch Zugang zur „Nationalen Organisation für die Erbringung von Gesundheitsdiensten EOPYY“. Übersetzt bedeutet dies nichts anderes als: Du bist fortan krankenversichert!
Anspruch auf diese medizinische Leistung haben allerdings auch Rentner, Kurzzeitarbeitslose sowie unterhaltsberechtigte Personen. Der Umbruch im Gesundheitssystem ist derzeit im vollen Gange. Sogenannte „Topikes Monadees Ygias“ (TOMY), Hauptanlaufstellen für die Gesundheitspflege wurden errichtet. Hier triffst du auch ausgewähltes Fachpersonal bzw. auf fachübergreifende Ärzteteams, perfekt ausgebildete Pflegekräfte sowie Sozialarbeiter mit Herz und Verstand.
Als aus der EU stammender Urlauber kommst du fortan in den Genuss, relativ leicht und zügig in einer, dem staatlichen Gesundheitssystem zugehörigen, Klinik oder auch Praxis ohne Zusatzkosten medizinische Behandlung zu erfahren. Das einzige, was du dazu benötigst, ist eine europäische Krankenversicherungskarte aus deinem Herkunftsland. Diese gilt es an entsprechender Stelle bereitzuhalten und auf Nachfrage vorzulegen.
Begibst du dich in Griechenland als Deutscher in privatärztliche Behandlung, wird dir meistens just der in Deutschland vergütbare Satz nach Rückkehr ins Heimatland zurückgezahlt.
Tipp: Schließe, bevor du nach Griechenland reist, eine zusätzliche Urlaubskrankenversicherung ab. Damit bist du für den Fall der Fälle bestens gewappnet und befindest dich grundlegend auf der sicheren Seite!
Wie ist die Qualität des Gesundheitswesens auf Kreta im Vergleich zu dem deutschen System?
Von der Dichte des staatlich-öffentlichen sowie des privaten Sektors her, könnte man annehmen, dass die Qualität des vorherrschenden Gesundheitswesens in Griechenland recht hoch angesiedelt ist. In weiten Teilen trifft diese Vermutung auch zu. Doch auch wie überall auf der Welt, kommen auch mal negative Erfahrungen zum Tragen, welche nicht zwangsläufig auf eine schlechtere Versorgung hindeuten müssen.
Dies gilt ebenso für Lobpreisungen bestimmter medizinischer Anlaufstellen, die zweifellos perfekt organisiert sind, aber auch gegen den einen oder anderen Fehler nur bedingt gefeit sind. Die Frage „Ist das griechische Gesundheitssystem vergleichbar oder sogar besser als das in der übrigen EU“ kann also gerne mit vergleichbar, punktuell manchmal etwas besser, doch insgesamt und überwiegend als qualitativ hochwertig unter dem üblichen Vorbehalt eingestuft werden.
Der staatlich-öffentliche Sektor wird beispielsweise in den ambulanten Bereich/Primärversorgung eingeteilt. Darunter fallen Ärztehäuser der staatlichen Krankenkassen wie IKA/EOPYY sowie niedergelassene Ärzte mit bestehender Kassenzulassung. Weiter erfüllt der staatlich-öffentliche Sektor auch die Anforderungen des stationären Bereichs/Sekundärversorgung mit seinen staatlichen Krankenhäusern.
Der private Sektor umfasst den allgemeinen ambulanten Bereich/Primärversorgung sowie das stationäre Feld mit Privatärzten und Privatkliniken/Krankenhäuser.
Ganz neu hinzugekommen ist die Erlaubnis für Privatkliniken, ganz offiziell Mitglieder einer gesetzlichen Krankenkasse aufzunehmen sowie zu behandeln. Dies war zuvor ausschließlich den staatlichen Krankenhäusern vorbehalten.
Mit kleineren Engpässen gerade im staatlich-öffentlichen Sektor muss zeitweise noch gerechnet werden. Wobei man ehrlicherweise zugeben darf, dass dies kein spezielles „Defizit“ Griechenlands sein kann, da es zum kleineren oder größeren Teil auch weitere Länder in Europa genauso oder sogar noch mehr betrifft.
Hinweis: Trotz allem kann eine gewisse strikte Trennung zwischen privaten und staatlichen medizinischen Einrichtungen nicht ganz von der Hand gewiesen werden.
Geht es um die Medikamentenbeschaffung und –versorgung, kann Griechenland mit einer gut ausgestatteten Apothekenlandschaft brillieren. Du erkennst diese an einem grünen Kreuz. Vor Ort bekommst du alle wichtigen Reise- und Notfallmedikamente direkt oder zeitnah ausgehändigt. Mit größeren Verzögerungen ist nachweislich kaum zu rechnen!
Was tun, wenn man als Resident auf Kreta kein Wort Griechisch versteht und zum Arzt muss?
Viele Ärzte in Griechenland beherrschen neben der landesüblichen Sprache noch weitere. Englisch, die Weltsprache schlechthin, wird auch in Griechenland gerne und oft gesprochen. Aber zur Beruhigung deutscher Gäste sei erwähnt: in Griechenland gibt es auch jede Menge deutschsprachige Ärzte, welche beispielsweise ihre medizinische Ausbildung in Deutschland genossen haben.
Übrigens: Seit 2013 hat sich ein deutsches Fachärzteteam als medizinisch-wissenschaftliche Leitung der privaten Klinik Tsepeti im griechischen Ort Chania etabliert! Ein wahrer Segen für Residenten, Urlauber oder Immobilienbesitzer.
Muss ich auf Kreta auch zunächst den Allgemeinmediziner aufsuchen, bevor ich zu einem Spezialisten weiter überwiesen werde?
Ein von der griechischen Regierung verabschiedetes Gesetz gibt vor, dass jeder Bürger Griechenlands ohne Ausnahme bei einem der zahlreichen Hausärzte registriert sein muss, um am neu entstandenen Gesundheitssystem teilnehmen zu können. Mit Hausärzten sind in diesem speziellen Zusammenhang Kinder- sowie Allgemeinärzte gemeint.
Die freie Auswahl ist leider nicht gegeben. Bist du krank, kannst du nicht einfach so einen Spezialisten (Orthopäde, Gynäkologe, Kardiologe etc.) aufsuchen. Der Gang zum Hausarzt bleibt dir nicht erspart. Nur er alleine bestimmt, ob deine Symptomatik eine Überweisung an eine weitere Instanz hergibt oder auch nicht. Dies ist natürlich etwas aufwendig, aber unvermeidbar, wenn man sein Leid richtig behandelt wissen will. Auch hier hofft man auf Nachbesserung innerhalb des Gesundheitssystems. Die Zukunft wird es hoffentlich bringen!
Wie sieht es auf Kreta mit einer Übernahme von Pflegekosten im Alter aus?
Prinzipiell besteht während eines Auslandsaufenthaltes kein Anspruch auf Pflegeversicherungsleistungen. Die Ansprüche aus der jeweiligen Pflegeversicherung bleiben zwar erhalten, werden aber vielfach für den Zeitraum des Aufenthaltes ausgesetzt.
Dies sind aber just die Bestimmungen für Regionen außerhalb der Europäischen Union. Innerhalb der europäischen Union sieht das Ganze wieder besser aus:
Befindet sich der Pflegebedürftige in einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union wie beispielsweise Griechenland oder einem Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum oder in der Schweiz, wird das Pflegegeld immerfort auch im Ausland zur Verfügung gestellt.
Für nähere Informationen zu dem Thema „Pflege im Alter in Griechenland“, wende dich gerne an amtliche Institutionen vor Ort.
Wir wünschen dir eine gute Reise und viel Spaß und Gesundheit während deines kurzen oder auch langen Aufenthaltes im schönen Griechenland.
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