Griechischer Wein – ist so wie das Blut der Erde … Der Schlager von Udo Jürgens ist fast bekannter als griechischer Wein selbst. Außer den beiden großen Unternehmen Boutari oder Tsantali sind nur wenige griechische Keltereien in Deutschland ein Begriff. Griechischem Wein haften zahlreiche Klischees an: Wer Retsina hört, denkt sofort an (zu) süßen, preiswerten Rotwein. Dabei hat sich der Weinanbau in Griechenland in den letzten Jahren sehr positiv verändert. Einen detaillierten Überblick über die Vielfalt griechischer Weinsorten gibt es auf der Website von Wines of Greece. Aber sehen wir uns speziell den kretischen Wein doch mal etwas genauer an.
Kreta als Wiege der europäischen Weinkultur
Weinanbau hat eine sehr lange Tradition auf Kreta: Die Insel gilt als Wiege der europäischen Weinkultur. Davon zeugen Relikte wie eine etwa 3.500 Jahre alte Weinpresse, die in Palekastro entdeckt wurde und als älteste Weinpresse Europas gilt. Kretischer Wein war damals ein beliebter Exportschlager: Im italienischen Pompeji wurde eine Amphore mit der Aufschrift „Vinum Creticum excellens“ (hervorragender kretischer Wein) gefunden.
Und nicht nur der Wein wurde exportiert, auch kretische Rebsorten fanden ihren Weg in die weite Welt: Bekanntestes Beispiel ist Malvasia, eine Rebsortenfamilie, die heute überwiegend in Italien angebaut wird. Selbst der berühmte italienische Lambrusco soll kretischen Ursprungs sein.
Dennoch fristete der kretische Wein lange Zeit eher ein Nischendasein. Viele der in großen Mengen angebauten Trauben wurden als frische Früchte auf den regionalen Märkten verkauft, ins Ausland exportiert oder zu Rosinen verarbeitet. Viele Weinbauern kelterten nicht selbst, sondern lieferten an Großbetriebe, die große Mengen von hochoxidiertem Wein produzierten. Die kretische Weinindustrie hat seit ca. 15 Jahren auf qualitativ hochwertige Produkte umgestellt. Der Qualitätssprung gerade der letzten Jahre ist äußerst beeindruckend. Es ist eine neue Generation von Winzern und Weinbauern entstanden, die sich für exzellente, teilweise biologisch angebaute und produzierte Weine einsetzt und sich an urkretische Weinsorten erinnert. Denn Kretas Weinbau hatte einen großen Vorteil: Die Insel wurde in den 70er-Jahren als eines der ganz wenigen Weinbaugebiete Europas weitgehend von der Reblaus verschont. So wurden viele alte Rebsorten erhalten, was die Weine einzigartig macht.
POP´S – geschützte Herkunftsbezeichnungen in Griechenlands
VIER DER OFFIZIELLEN POP-WEINBAUGEBIETE
„POP“ ist die Abkürzung für „Prostatevomenis Onomasías Proelefsis“ (geschützte Ursprungsbezeichnung), die seit 2009 als höchste Weinqualitätsstufe in Griechenland gilt. Sie entspricht dem Qualitätswein und ersetzt die Stufen OPE und OPAP.
Archanes (Rotwein)
Archanes liegt südlich der Stadt Heraklion. Das Weinbaugebiet umfasst 500 Hektar. Als Rebsorten sind hier lediglich Kotsifali und Mandilari zugelassen. Die Rotweine sind traditionell alkoholstark, säurearm und fruchtig mit einer tiefdunklen Farbe.
Dafnes (Rotwein)
Westlich von Archanes liegt der POP-Bereich Dafnes. Der Wein, der auf den Bergausläufern des Psiloritis-Massivs angebaut wird, wird sortenrein aus der Rebsorte Liatiko gekeltert und trocken oder süß ausgebaut.
Peza (Rot- und Weißwein)
Die Weinberge im POP-Gebiet Peza befinden sich in mehr als 300 M. ü. NN. Der Rotwein wird aus den Rebsorten Kotsifali und Mandilari verschnitten. Der Weißwein mit frischen Zitrusaromen wird sortenrein aus der Rebsorte Vilana gekeltert.
Sitia (Rot- und Weißwein)
Ganz im Osten Kretas liegt das Weinanbaugebiet Sitia, dessen Name von der Kleinstadt Sitia im Norden stammt. Die Besonderheit: Es werden nur Weintrauben – Rotwein-Rebsorten Liatiko und Mandilari und die Weißwein-Rebsorten Vilana und Trapsathiri – angebaut, die dort auch gezüchtet wurden. Der Rotwein ist trocken, wird aber auch süß ausgebaut. Der Weißwein wird aus beiden Rebsorten verschnitten und ist trocken.
KRETISCHE REBSORTEN FÜR ROTWEINE
Kotsifali
Die dickschaligen, harten und tiefvioletten Trauben erbringen milde, alkoholreiche, würzige und säurearme Weine mit Aromen nach Kräutern und Erdbeeren, die vor allem für den Verschnitt mit der Sorte Mandilari verwendet werden. Sie gelten als kretisches Äquivalent für Merlot.
Liatiko
Die historische Sorte Liatiko wird trocken mit hohem Alkoholgehalt, aber auch als aromatischer Süßwein ausgebaut. Dieser stark limitierte Wein mit Aromen von getrockneten Früchten, Nüssen, Ahornsirup, Kaffee und Kakao hat eine brillante lila-braune Farbe.
Mandilari
Die spätreifende Sorte zeichnet sich durch dickschalige, dunkle Beeren aus. Die Weine sind alkoholarm mit wenig Körper und Struktur und werden trocken bis süß ausgebaut. Auf der Insel wird Madilari häufig mit der Rebsorte Kotsifali verschnitten.
Romeiko
Auf Kreta werden aus dieser spätreifenden und ertragreichen Sorte sowohl Rotweine als auch Rosé- und Weißweine hergestellt. Der traditionelle Wein Marouvas – was übersetzt so viel heißt wie „gealtert“ – wird aus dieser Sorte produziert. Es wird gemunkelt, dass früher zur Geburt eines Kindes ein Fass Marouvas in der Erde vergraben wurde. Zu besonderen Anlässen wie der Taufe oder Hochzeit wurde das Fass ausgegraben und der Wein getrunken. Charakteristisch ist heute die lange Reifung in großen alten Holzfässern mit Sauerstoffkontakt. Traditionell wird Marouvas nach dem Essen mit einem Stück Apfel serviert.
KRETISCHE REBSORTEN FÜR WEISSWEINE
Vilana
Vilana ist eine der wichtigsten Rebsorten auf Kreta. Es ist nicht bekannt, dass sie über die Inselgrenzen hinaus angebaut wird. Die Weine sind würzig und säurebetont mit Aromen nach grünen Äpfeln und Zitronen.
Vidiano
Die historische Rebsorte Vidiano war nahezu ausgestorben: Erst seit 20 Jahren wird sie wieder zur Herstellung trockener Weißweine angebaut. Herausragend sind ihr außergewöhnliches Aprikosen-Aroma und ihr cremiger Geschmack.
Thrapsathiri
Die Rebsorte Thrapsathiri gilt als „kretischer Sauvignon Blanc“. Sie erbringt aromatische, säurebetonte Weißweine mit einem Aroma tropischer Früchte.
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